Smokie

Smokie - der Unterschätzte?

Part 1 - April 2020

Wie kam ich zu Smokie?

Ich liebe Herausforderungen ;-)
Auf der Weide auf der ich mit meinen Pferden stehe, steht schon seit fünf Jahren ein Pony, mit dem nicht mehr gearbeitet wird.
Es war immer sehr neugierig und freundlich, solange man nichts von ihm wollte.
Ich wunderte mich, warum niemand mehr etwas mit ihm machte und fand ihn auch relativ mopsig.
Also nahm ich Kontakt zu der Besitzerin auf und sie erzählte mir wie es zu dieser Situation kam.
Nach einem Stallumzug und darauffolgender längerer Krankheit der Besitzerin hat sich das Pony selber ausgewildert.
Er ließ sich nicht mehr von der Herde entfernen, riss sich los, war sehr schreckhaft geworden und verweigerte jede Art von Anforderung.
Sie wusste sich nach vielen vergebenen Versuchen nicht mehr zu helfen und ließ ihm dann seinen Willen, denn es ging ihm ja sonst gut.
Die Besitzerin kommt regelmäßig um nach ihm zu sehen und ihn zu versorgen, kam aber nicht wieder richtig an ihn heran.
Auch haben sich wohl schon andere an ihm versucht, sind am Ende aber gescheitert und haben aufgegeben.
Immer wieder kam es zum Losreißen und Abhauen. Auch Stürze waren die Folge und letztendlich wohl der Grund warum es zur Aufgabe kam.
Für mich stellte sich aber nun die Frage, ob eventuell ein falscher Weg eingeschlagen wurde.
Waren eventuell die Voraussetzungen für ein "Team in Balance" nicht geschaffen worden?
Dies war für mich der Anreiz zu versuchen, dieses Pony wieder zu einem netten, reitbaren Freund zu machen.
Die Besitzerin hatte nichts dagegen und so konnte ich anfangen.

Denn mal los, dachte ich mir!


Part 2 - Mai 2020

Auf dem Hof haben wir die Möglichkeit eine wunderbare Halle und ein Roundpen zu nutzen.
Nur leider sind diese 10min Fußweg von der Weide entfernt. Das ist zwar nicht weit, aber das Risiko, dass Smokie mir unterwegs abhaut und womöglich schlimmeres passiert, wollte ich nicht eingehen.
Schließlich war ich ja auch vorgewarnt.
Also schnell ein paar Steckies und Litze besorgt, einen Roundpen auf der Weide abgesteckt und schon wollte ich die erste Vertrauensarbeit Einheit starten.
Und schon gab es die ersten Hindernisse und Smokie gab mir unmissverständlich zu verstehen, dass er mit dem was ich vor hatte, nicht einverstanden ist.
Da die Weide sehr weitläufig ist und der Putzplatz und Roundpen ein paar Schritte von der Herde entfernt lagen, war Smokie wohl nicht wirklich gewillt sich von seiner Herde zu entfernen.



Part 3 - Mai 2020

Am Anfang steht die Vertrauensarbeit.
Dies muss der erste Schritt sein.

Sich von der Herde entfernen? Das ist nix für Smookie.
Immer wieder nimmt er reiß aus.

So sehen die ersten Versuche aus ... Smokie dreht sich unvermittelt um und haut ab

oder so ...

oder so ...

So heißt es, cool bleiben und nicht aufregen ... Smokie holen - Smokie laufen lassen - Smokie holen ...

Immer wieder das Gleiche - Die ersten Male brauchten wir 10 Anläufe um die 200m zum Putzplatz zu schaffen.
Mir wurde schnell klar, dass erst einmal eine Menge an Zeit in die Vertrauensarbeit investiert werden muss.
Ich muss geduldig aber beharrlich bleiben und habe die Bodenarbeit im Roundpen deshalb erstmal verschoben.
Nur kurze Einheiten durchführen, Smokie nicht überfordern, aber stetige Wiederholungen standen auf unserem Programm.
Jeden möglichen Tag das gleiche Spiel.
Smokie versuchen von der Herde zu trennen und mit ihm zum Putzplatz zu gehen, um sich dort dann ausgiebig um ihn zu kümmern und ihn zu füttern.
Das Entfernen von der Herde wird so mit einem positiven Erlebnis verknüpft.
Während Smokie bei den ersten Versuchen sehr unruhig war, wurde er mit der Zeit immer entspannter.
Die "Fehlversuche" ihn von der Herde zu trennen verringerten sich und schließlich stand Smokie geduldig beim Putzen.
Trotzdem war natürlich eine gewisse Vorsicht geboten, solange das Vertrauen im Team noch nicht stark ausgeprägt ist.

Part 3 - Mai 2020

Die ersten Einheiten in der Bodenarbeit im Roundpen stehen an.

Smokie hat sich im letzten Monat sehr gut entwickelt und wir haben die ersten Schritte zu einem funktionierenden Team geschafft.

In der kurzen Zeit, in der ich mich nun mit ihm beschäftige, habe ich auch gemerkt, das er ein sehr gelehriges Pony ist.

Ja, er hatte sicherlich einiges in der Vergangenheit schon erlernt, aber ich bin dann doch überrascht gewesen, wie schnell und unkompliziert ich Übungen bei ihm abrufen konnte.
Wo am Anfang noch jeder unbekannte Gegenstand ihn erschrocken hat und auf Abstand gehen ließ,
bleibt er nun gelassen und zeigt seine Neugier.

Part 4 - Juni 2020

Ich möchte versuchen auf Smokie das erste Mal zu reiten.

Wir haben weiterhin positive Erfolge zu verzeichnen. Es bringt mir soooo viel Spaß mit ihm zu arbeiten.
Natürlich gab es auch Rückschläge, aber trotzdem bin ich mit dem Verlauf voll zufrieden.
Ich bin sogar so zuversichtlich, dass ich die ersten Reitversuche in der Halle machen möchte.
Damit er nicht ganz so nervös ist, hat ihn Galliano mit in die Halle begleitet.
Erst putzen, Sattel und Zaumzeug angelegt - kein Problem.
Ab in die Halle, vorsichtig aufgestiegen und die ersten Runden im Schritt absolviert.
Natürlich gab es bei ihm Schreckmomente, aber nichts was mich nervös werden ließ. Geht mehr?!?
Trab und sogar Galopp gingen erstaunlich gut und einfach.
Ich war nach unserer ersten Einheit richtig happy und wurde bestätigt, dass wir als Team auf dem richtigen Weg sind.


Part 5 - Juli 2020

Das Reiten in der Halle wird immer besser. War er bei den ersten Malen noch ein wenig aufgeregt und schlug mit dem Schweif, so ist hiervon jetzt nichts mehr zu merken. Er benimmt sich so cool, als hätte es nie eine Reitpause gegeben. Die Art wie er sich bewegt lässt natürlich noch zu wünschen übrig. Er spring auf der linken Hand im Galopp immer falsch an und lässt sich nur kurzweilig dazu bewegen umzuspringen. Er wird wohl nie ein Dressurpony werden, macht aber brav alles mit und hat schöne weiche Gänge, die gut zu sitzen sind. Man merkt, dass er einmal im Westernstyle eingeritten wurde. Läuft gut über den Sitz und am langen Zügel. Bin stolz auf ihn. Jetzt müssen wir ihn nur noch dazu bringen, den Weg von der Weide zur Halle ohne zweites Pferd zu meistern.

Auch ein Gesundheitscheck stand in den letzten Wochen an.
Homöopathie
Smokie hat immer noch starke Probleme mit der räumlich weiten Trennung von der Herde. In Angstsituationen reißt er sich völlig kopflos los, rennt weg und ist nicht zu halten oder zu beruhigen. Da er dies nur noch in nicht geschlossenen Räumlichkeiten zeigt, habe ich überlegt, was es zusätzlich zum Antischrecktraining (das er erstaunlich gelassen nimmt) noch für Möglichkeiten gibt, Smokie bei der Überwindung seiner Probleme zu unterstützen. Hierbei stieß ich auf die Homöopathie. Eine Reiterin bei uns im Stall ist Tierhomöopathin mit Schwerpunkt Pferd. Nach einem langen Gespräch mit ihr über ihn und seine Probleme hat sie ihn körperlich untersucht und eine Mixtur mehrer Bachblüten zusammengestellt, die auf ihn und seine Probleme angepasst sind. Ich finde, dass es nach einer längeren Eingabezeit schon besser aber noch nicht optimal ist. Wir haben noch mal miteinander gesprochen und die Mixtur geändert.
Wir sind noch in Testung. Bin gespannt.

Bild kommt demnächst

Wiegen
Ich habe einen allgemeinen Stalltermin zum Pferdewiegen organisiert. Mit der ganzen Wallachhorde hoch zum Stall. Aufregende Sache. Alle Pferde sind motiviert gemeinsam etwas zu starten. Einige auch übermotiviert und sehr hampelig. Smokie erstaunlicher Weise extrem entspannt. In einer großen Warteschlange stehen alle auf dem Hof und die Stuten sind auch dazu gestoßen. Nun ist es richtig voll hier und viel Lärm, Trubel und Gelächter. Smokie relaxt. Als die ersten Pferde gewogen werden sollen und an der Waage vorbei laufen, nicht rauf gehen oder sofort wieder runter stürmen, fange ich langsam an mir Gedanken zu machen, wie Smokie das wohl findet. Ob er einfach wieder losrast und sich losreißt, weil es eine ungewohnte Situation ist? Abwarten. Als wir nun an der Reihe sind, geht er ohne Probleme auf die Waage und bleibt ganz locker und cool. Ohne mit der Wimper zu zucken bleibt er geduldig stehen, bis der Wiegeprozess und das Messen der Körpergroße beendet ist und ich ihn wieder runter führe.
Wahnsinn!!! Tolles Pony
499kg ist aber ein bischen viel. Am Idealgewicht arbeiten wir noch ;-)

Zahnarzt
Da ich Smokie einmal rundum durchchecken will, ist nun als erstes der Zahnarztbesuch an der Reihe. Die Zähne wurden länger nicht angeschaut und Tetanus nicht geimpft, da er den Tierarzt nicht an sich ran lassen wollte. Vielleicht ist es der klinische Geruch. Der Tierarzt kommt und Smokie läuft im Kreis am Strick um mich herum. Wie jetzt an ihn ran um ihn zu sedieren und zu impfen. Leider musste ich ihm hierfür kurzweilig eine Nasenbremse anlegen. Als die Sedierung anfängt zu wirken, wird er positioniert, das Maul gespült und ich darf den Kopf halten und ihn zur Beruhigung streicheln. Ich persönlich finde es besser auf der Kopfstütze als sie im Halfter aufzuhängen. Ich denke mir immer, vielleicht spüren die Pferde, das ich da bin und auf sie aufpasse. Kurzum, alles gut überstanden. Er hat erstaunlich gute Zähne. Nur ein paar Haken an den letzten Backenzähnen, die allerdings ein wenig ins Fleisch drücken. Jetzt wurde das behoben. Er braucht laut Aussage des Tierarztes nur alle 2 Jahre die Zähne gemacht bekommen. Kontrollieren wir trotzdem einmal im Jahr.

Part 5 - August 2020

Osteopathie
Da nun alles andere schon kontrolliert und gerichtet wurde, kommt nun noch die Osteopathin um ihn einmal von Kopf bis Fuß zu betrachten. Vielleicht liegt sein falsches Anspringen auch an einem Problem in der Schulter. Wir werden sehen. Termin ist gemacht.

Wie geht es weiter mit Smokie und mir? Werden wir ein "Team in Balance"?
Schau demnächst doch mal wieder vorbei und lese wie die Story weitergeht.
Ich freue mich schon darauf.

Homöopathie
Nach Umstellung der Mixtur ist eine deutliche Veränderung zu bemerken. Er wirkt viel gelassener und fängt an mir noch mehr zu vertrauen. Ob es an der gemeinsamen kontinuierlichen Arbeit, der Homöopathie oder Kombination aus beidem liegt, weiß man nicht. Auf jeden Fall klappt es immer besser. Auch nach Beendigung der Behandlung (2 Fläschen mit Tropfen) bleibt alles gut.



Alleine zur Halle
Nun startete ich mit Smoky die ersten Versuche alleine (ohne zweites Pferd) zur Halle zu gehen. Da der erste Versuch ein bisschen mit zurückspringen an der Strasse startete, überlegte ich eine Hengstkette zur Vorsicht anzulegen. Ich bin eigentlich kein Freund von dieser Art Einwirkung aber ich machte mir Sorgen, dass er doch mal in einem Schreckmoment auf die Straße rennt und womöglich andere und sich selbst verletzt.
Er lief friedlich mit mir mit und der Strick hing durch, also keinerlei Einwirkung aufs Pferd. Dies klappt jetzt wirklich problemlos. Das einzige bei dem er wirklich panisch wird und völlig kopflos losrast, sind fahrende Trecker. Wenn sie stehen und aus sind ist es kein Problem. Daran werden wir auch arbeiten. Auf dem Dorf wird sich Treckerkontakt nunmal nicht vermeiden lassen.

Ausritte
Da der kleine Mann sich mitlerweile ohne Probleme von mir aus der Herde entfernen lässt habe ich mich nach und nach getraut mit ihm kurze Wege mit einem zweiten Pferd auszureiten.



Nach mehreren geglückten Versuchen, die manchmal noch ein wenig mit Aufregung gespiekt waren, haben wir uns zu einem gemeinsamen größeren Ausritt mit Freunden zusammen getan. Klappte prima. Er traute sich sogar irgendwann vorne zu gehen.



Osteophatie
Meine Lieblingsosteophatin war da, um ihn einmal von Kopf bis Fuß durchzuchequen. Diagnose: Komplett schiefe Wirbelsäule und festes Becken.



Nach der ersten Behandlung sieht es schon wieder ganz super aus. Die Wirbelsäule ist gerade und sein Popo wippt wieder gleichmäßig beim gehen. Ein paar Nadeln wurden gesetzt auch wegen seines Exzems.
Nun zwei Tage ruhen und danach anfangen gestellt zu longieren um die Bauchmuskeln zu stärken und somit auch die Rückenmuskulatur anzuheben. Longieren über Stangen oder liegende Cavalettis sorgen dafür, dass sich die Brust und Beinmuskulatur stärkt.
Wir arbeiten dran.

Part 5 - Sepetmber 2020

Bild beim longieren

Nachkontrolle: Heute zeigte er sich nach langem von seiner gruseligsten Seite. Altes Verhalten kam wieder zum Vorschein. Beim Vorstellen an der Longe in der Halle riss er den Kopf zur Seite, entzog sich meinem Einfluss, haute ab, riss mir die Longe aus der Hand und keilte aus. Eigentlich hatte ich schon die ganze Zeit darauf gewartet, dass es mal passiert. Lief bislang auch alles viel zu glatt. Aber ich lies mir das nicht gefallen und blieb beharrlich . Ich holte ihn immer wieder zurück mit immer der selben Reaktion. Als es mir zu Bunt wurde musste eine neue Idee her. Er hatte genauso viel Ausdauer wie ich. Also ein kleiner Machtkampf. Daraufhin nahm ich ihn mit ins Roundpen und schickte ihn Vorwärts und in häufige Richtungswechsel, bis er mir wieder zuhörte. Es dauerte eine Weile, aber er entspannte sich wieder und achtete auf mich. Nun hörte ich sofort auf. Positives Ende für Beide.

Equikinetic
Da ihm das longieren in der Halle anscheinend schwer fällt und er dadurch in alte Verhaltensmuster zurück fällt, habe ich mir überlegt, wie ich ihn dazu bewege auch hier achtsam zu sein. Ich habe eine Quadratvolte aus Equikinetikmaterial aufgebaut um sein Interesse zu wecken und ihn mit Kopf und Körper zu beschäftigen. Nach längerem begutachten und beschnuppern seinerseits lies er sich durch die Gassen führen. Mit dem Stellen ist das für ihn alles anscheinend verwirrend. Er überstellt sich von alleine, obwohl ich gar nicht einwirke und manchmal geht eher im Schulterherein. Also ist es alles noch nichts Halbes und nichts Ganzes. Wir arbeiten daran. Jedenfalls ist er bei mir geblieben, nicht ausgebüchst und wenn er es ein -zwei mal richtig gemacht hat und extrem von mir gelobt wurde, schleckte er sich schonmal das Maul.



Part 5 - Oktober 2020

Schmokie macht seine erste Therapiestunde
Info folgt ....

Laura mit Smokie

Laura

Besitzerin

Ich bin so glücklich, dass sich jemand wieder mit Smokie beschäfftigt!